Was bedeutet EVP? EVP kommt aus dem englischen und bedeutet „Electronic Voice Phenomenon (Mehrzahl Phenomena)“ auf Deutsch „Elektronisches Stimmenphänomen/e“, also Stimmen von Verstorbenen, die mit Hilfe von Tonbandgeräten oder Diktiergeräten aufgenommen werden und anders als Real Time / Echtzeit EVP’s, für das menschliche Ohr nicht direkt hörbar sind.
Wir nutzen Diktiergeräte, die wir vorher neutral oder auch breitbandig schalten, d.h. alle Filter und Rauschunterdrückungen ausschalten, damit wir möglichst viele Frequenzen aufnehmen können. Am besten führt man eine EVP Session in absoluter Ruhe durch, aber man hat meistens auch während der Untersuchung ein Diktiergerät mitlaufen und hier können durch die Teilnehmer verschiedene Geräusche wie Schritte, Atemgeräusche, Bauchgeräusche, Rascheln von Kleidung etc. entstehen. Bei der jeweiligen Örtlichkeit muss man auch das Umfeld beachten. Große, hohe Räume neigen dazu, sehr hallig zu sein und durch den Hall kann Sprache anders wiedergegeben werden. Ganz ohne Physik geht es eben nicht.
Eine andere Methode ist der Einsatz von ITC (Instrumentelle Transkommunikation) Geräten, wie Spirit Box, Raudive Diode etc., die mit Hilfe von Radiofrequenzen ein weißes Rauschen erzeugen, mit dessen Hilfe sich die „Wesenheiten“ ebenfalls mitteilen können. Ganz unumstritten ist diese Methode allerdings nicht, da oftmals Radiosequenzen eingespielt und falsch interpretiert werden können. Wir werten hier auch nur die Antworten aus, die plausibel zur Fragestellung sind. Es gibt im Prinzip eine Vielzahl an Einspielmethoden, wie o.g. das Radio, wobei einige hier auf die „Jürgensonwelle“ schwören (Mittelwelle ca. 1458 kHz). Man muss einfach schauen, welches Medium das beste ist. Wir würden hier aber zu weit in die Transkommunikation abdriften, weshalb wir uns auf das Wesentliche beschränken wollen.
Was heißt das nun für die Auswertung? Nun, Hintergrundgeräusche liegen sehr oft im tieffrequenten Bereich und haben die Eigenschaft, Sprache bzw. hohe Frequenzen zu verdecken, man spricht hier auf von „Aufwärtsmaskierung“. Gerade bei vielen Umgebungsgeräuschen empfiehlt es sich daher, mit einem geeigneten Programm einen High Pass Filter über die Audiodatei zu legen, um die tieffrequenten Anteile zu dämpfen und hohe Frequenzen passieren zu lassen, um den Hochtonbereich mehr anzuheben. (Oder Frequenzverschiebung siehe oben). Aber nun genug aus dem Bereich der Physik und der Akustik. Mit der Zeit entwickelt man auch ein Gehör dafür, in welchem Frequenzbereich sich ein EVP befindet. Anke ist Hörgeräteakustikmeisterin und seit 19 Jahren in der Akustik tätig, weshalb sie sich die EVP Analyse und Auswertung zur Hauptaufgabe gemacht hat.
EVP Klassen
EVP lassen sich anhand ihrer Qualität in verschiedene Klassen einteilen:
- Real Time EVP:
Echt-Zeit EVP sind sehr selten, aber nicht unmöglich. Hierbei handelt es sich um Stimmen von Verstorbenen, die wir direkt mit dem Ohr wahrnehmen können und die auch später auf dem Diktiergerät aufgezeichnet wurden. Dies ist natürlich, wie auch Klasse A EVP, der Wunsch eines jeden Paranormalermittlers. - Klasse A:
Diese EVP sind laut und deutlich zu hören bzw. zu verstehen und können ohne jede Nachbearbeitung wiedergegeben werden. - Klasse B:
Die meisten EVP fallen in diese Klasse. Sie sind nicht so deutlich und verständlich, wie ein Klasse A EVP. Sie benötigen meist eine gewisse Nachbearbeitung und Verstärkung, um sie deutlicher zu machen. - Klasse C:
Die niedrigste EVP Klasse. Auch mit Hilfe von Nachbearbeitung und Verstärkung sind diese EVP nicht immer deutlich zu machen und geben dadurch oft Grund zu Spekulationen.
Die Geschichte der Tonbandstimmen
Schon seit Menschengedenken existiert die Annahme, dass wir von den Seelen unserer Verstorbenen umgeben sind und Botschaften übermittelt bekommen. Ob in der Zeit der Wikinger oder in unserer heutigen Gesellschaft, es gibt unzählige Berichte über Jenseitskontakte aus aller Welt. Und immer wieder wurden Geisterjäger, Wissenschaftler und PSI-Forscher im Laufe der Jahre in Anspruch genommen, um Beweise für die Existenz von Geistern zu suchen. Vor allem schien das Interesse an geistigen Besuchern im 19. Jahrhundert sehr groß gewesen zu sein, denn die Blütezeit der spiritistischen Bewegungen und Séancen war in der Zeit um 1850 – 1890. So ist es nicht verwunderlich, dass im Jahre 1882 die Society for Psychical Research in London gegründet wurde, die sich mit der Untersuchung paranormaler Phänomene beschäftigte.
Erste Gehversuche durch Thomas A. Edison
Viele Forscher und Wissenschaftler haben jedoch aus Furcht vor Hohn und Spott im Verborgenen gearbeitet, als aber ein Thomas A. Edison (1847-1931) ebenfalls seine Aufmerksamkeit auf die Phantomforschung richtete, wurde die Welt hellhöriger. Es schien, als ob Edison an einem Gerät arbeitete, welches den Kontakt der geistigen Welt mit den Lebenden erleichtern sollte. Er bestritt, selbst an die Existenz der geistigen Welt zu glauben, er wollte lediglich ein Gerät entwickeln, welches Geistwesen eine bessere Kommunikation erlaubt, sofern Geistwesen existieren. Edison sprach hierbei die plumpen Methoden sogenannter Medien an, die bisher nur durch schwebende Tische, Klopfen, Ouijaboards und fragwürdigen Séancen mit der geistigen Welt in Kontakt traten, gegen ein stattliches Entgelt natürlich. Er wollte neue Kommunikationswege eröffnen, statt der bisherigen. Die Rede war von einem bestimmten Verstärker für Schallereignisse, welcher aber bis zum Zeitpunkt von Edisons Tod im Jahre 1931 noch nicht fertig gestellt war.
Seine Theorie wurde aber später weiterentwickelt und geriet nicht in Vergessenheit. Der aus Russland stammende Sänger und Filmproduzent Friedrich Jürgenson (1903-1987) griff diese wieder auf und für manchen Paranormalforscher galt die Theorie aufgrund von Jürgensons Forschung als klarer Beweis. Jürgenson entdeckte bei der Aufnahme von Vogelstimmen, besser gesagt beim Abspielen der Bänder, dass sich zwischen dem Gezwitscher etwas erkennen lies, was wie eine menschliche Stimme klang, die entweder norwegisch oder schwedisch zu sprechen schien.
“Sprechfunk mit Verstorbenen”
Jürgensons erster Gedanke war natürlich, dass er möglicherweise Radiowellen empfangen habe, aber auf späteren Aufnahmen waren Dinge zu hören, die er als Botschaften von Freunden und Verwandten deutete. Jürgenson wiederholte in den folgenden Jahren seine Experimente, die er sowohl zu Hause, als auch im Freien durchführte und immer wieder konnte er über geisterhafte Stimmen auf den Aufnahmen berichten. Im Jahre 1964 erschien sein Buch “Sprechfunk mit Verstorbenen”, in welchem er über seine Forschungsergebnisse berichtete.
Ein bekannter Wissenschaftler aus Lettland war von der Geschichte Jürgensons so fasziniert, dass er Jürgenson bat, ihm und seinen Kollegen ein paar dieser Tonbänder vorzuspielen. Bei diesem Wissenschaftler handelt es sich um den Parapsychologen und ehemaligen Professor der Psychologie Konstantin Raudive (1909-1974), in dessen Gegenwart es Jürgenson sogar gelang, Stimmen auf Band aufzunehmen. Für Raudive stand somit fest, dass er einen Weg gefunden hatte, das Leben nach dem physischen Tod mit empirischen Methoden beweisen zu können.
Beide Forscher arbeiteten bis 1969 noch gemeinsam an der Erforschung der sogenannten Tonbandstimmen, dann trennten sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ihre Wege. Raudive führte die Forschung fort und benutzte hierfür ein einfaches Tonbandgerät. Er schloss das Tonband an einen Radioempfänger an und glaubte, dass er im Rauschen zwischen den Sendern Stimmen entdecken konnte. Er behauptete auch, dass er viele Stimmen erkennen konnten und dass diese ihm auch ihre Identität mitteilten. So glaubte er unter anderem mit Adolf Hitler, C.G. Jung oder Johann Wolfgang von Goethe Kontakt aufgenommen zu haben.
Interesse der Skeptiker geweckt
Im Jahre 1968 erschien ein Bericht über die Arbeit von Konstantin Raudive, dem sogar eine kleine Schallplatte beigelegt wurde, auf der angebliche Geisterstimmen zu hören waren. Dieser Bericht weckte nicht nur das Interesse der NASA, die ihn wenig später besuchte und offenbar sehr sachkundige Fragen stellte, auch Skeptiker wurden durch das Buch mitunter sehr aktiv. Die Aussagen der Skeptiker reichten von fehlinterpretierten Funkstörungen, Nebengeräusche der Tonbandgeräte und falsch gedeuteten Fetzen von Radiosendungen, die irrtümlich für Geisterstimmen gehalten werden. Diese Aussagen halten sich bis heute eisern und dennoch wurde seitens der Skeptiker bislang kein eindeutiger Beweis erbracht, dass es sich um Fehlinterpretationen handelte.
Zehn Tage nach Raudives Tod im Jahre 1974, fand eine Parapsychologen-Tagung statt, auf der man mittels eines Tonbandgerätes versuchte, die Stimme Raudives aufzuzeichnen und evtl. so den Beweis für ein Leben nach dem Tod zu erbringen. Einige glaubten zwar, seine Stimme wahrgenommen zu haben, aber es wurden keine zusammenhängenden Mitteilungen aufgenommen.
Instrumentelle Transkommunikation
Prof. Dr. Ernst Senkowski (1922-2015), ein weiterer, bekannter Forscher auf dem Gebiet der Tonbandstimmen, gilt heute noch als Gründer der instrumentellen Transkommunikation. Unter instrumenteller Transkommunikation versteht man das Aufzeichnen von Botschaften aus dem Jenseits mittels elektronischer Geräte. Es wurde sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Neuzeit über Phänomene berichtet, die sowohl über Telefongeräte, TV Geräte, Radios etc. wahrgenommen wurden. Im Internet gibt es zahlreiche Berichte über Fotos von Verstorbenen, die auf dem Bildschirm eines TV-Gerätes zu sehen waren. Viele Paranormalforscher setzen heute die Methoden von Jürgenson, Raudive, Senkowski und von vielen weiteren Forschern auf dem Gebiet der Tonbandstimmen ein.